Montag, 25. März 2013

John Singer Sargent

Die Parisienne in schwarz/weiß


John Singer Sargent wurde am 12. Januar 1856 in Florenz geboren. Er verbrachte seine Kindheit hauptsächlich auf Reisen und wurde bereits mit 13 Jahren Schüler des deutschamerikanischen Malers Carl Welsch. Schon sein erstes Bild "Fanny Watts" (1877) das er bei der Pariser Salonjury einreichte wurde akzeptiert, was nicht selbstverständlich war und ihn als Künstler auszeichnete. In den folgenden Jahren war ihm ein kontinuierlicher Strom des Erfolges vergönnt. Er starb am 15. April 1925 in London und war einer der bedeutendsten amerikanischen Porträt-Maler seiner Zeit.
1882 reichte er sein Portrait "Charlotte Louise Burckhart - Dame mit einer Rose" beim Salon ein. 
Die folgende Abhandlung beschäftigt sich mit diesem Portrait und zwei weiteren seiner Gemälde.
In allen seinen leicht und unangestrengt wirkenden Porträts nähert sich Sargent sinnlich und ausdrucksstark Körpersprache, Textur und Licht an.
In den hier behandelten Bildern ist es schwierig modehistorische Details festzumachen, dennoch ist es nicht unmöglich und macht die Spannung des Themas aus.
John Singer Sargent: Dame mit der Rose, 1882, Öl auf Leinwand, 213,4x133,4cm,  Metropolitan Museum of Art
Das Portrait "Dame mit der Rose" (oben) zeigt Charlotte Louise Burckhart eine enge Freundin von Sargent. Sie trägt eine klassische Hochsteckfrisur mit Pony, das Haar ist geschmückt durch eine perlenbesetzte Haarspange oder einen Haarreif. Sie ist gekleidet in einem schwarzem Empfangskleid. Es ist näher einzuordnen als Dinnerkleid, da es weit ausgeschnitten ist und dreiviertel lange Ärmel hat. 

Im 19. Jh. war es üblich bis zu acht mal pro Tag die Garderoben zu wechseln. Morgens nach dem Aufstehen trug man das sogenannte Penior, das Hauskleid. Danach trug man Tageskleider, z.B. das Stadtkleid, einfach und sittsam mit Handschuhen und Hut zu tragen oder die Promenadentoilette, die etwas aufwändiger mit Zierrat versehen war. Ab 13 Uhr trug man die so genannten Besuchstoiletten. Das Dinnerkleid und Abendkleid mit Dekolleté im Gegensatz zur Stadttoilette, wo auch die Schultern auf jeden Fall bedeckt bleiben mussten. Beim Dinnerkleid sollte das Dekolleté noch maßvoll gehalten sein und die Ärmel durften auch nicht zu kurz sein. Im Theater trug man ein mittel tiefes Dekolleté aber immer noch bedeckte Schultern und lediglich beim Ball war das tiefste Dekolleté erlaubt und freie Schultern durften gezeigt werden. Die Balltoilette war am aufwändigsten verziert mit z.B. Spitzen, Federn oder Früchten. Zu besonderen Anlässen trug man Reitkostüme oder Badekleider.

Das Kleid das wir oben sehen besteht aus drei Teilen. Stilistisch macht es Anleihen am Rokoko, was man folgenden Punkten fest machen kann. Das Oberteil besteht aus einem schwarzen Leibchen mit langer Spitzer Schneppe in Anlehnung an den Stecker, ein Zierstück, dass den Manteau des Rokokos über dem Korsett zusammen hält. Solch einen Manteau mit Reverskragen, also eine Art Überkleid, trägt sie ebenfalls. Der Unterrock, den sie trägt erinnert an die Jupe der Rokokozeit. Der Manteau scheint am Leibchen befestigt zu sein und ist im Bereich des Rockes Vorne mit drei großen schwarzen Schleifen zusammengehalten. Darunter trägt sie eine feine schwarze  Tüllbluse mit Punkten, die sich am Hals und in der Mitte der Unterarme zusammen Rüschen und mit zusätzlichen Rüschen besetzt sind.

François Boucher: Portrait der Madame de Pompadour,  1759,  Öl auf Leinwand, 91× 69 cm, Wallace Kollektion

Durch den Manteau und die Schleifen, sowie die drei-viertel Ärmel und die Rüschen die an Engageantes erinnern, ähnelt dieses Kleid der verspielten  Hofmode aus dem Rokoko, wo die Schleifen allerdings auf dem Stecker angebracht waren, wie man hie bei Madame Pompadour sehen kann.

Charlotte scheint ein Weiberspeck zu tragen, ein rundes Hüftpolster, anstelle einer Turnüre, da der Rock sich auch seitlich und nicht nur hinten bauscht.

Straßenkleid, um 1884, Seidenatlas,  Oberteil und Rock, Kyoto Costume Institute

Das ist ungewöhnlich, denn die Kleider der Zeit waren modisch in der hinteren Mitte zu einem Cul de Paris  gebauscht, wie wir es oben an einem Original aus der Zeit sehen. Von 1882 bis 1890 war diese Bauschung in der hinteren Mitte sehr voluminös, steif und geometrisch. Der Cul de Paris saß tiefer als während der 1. Turnürenmode, um die Kürasstaille der Zeit zu betonen, stand aber unterhalb der Taille stark ab. 

links: Turnüre, Korsett, Unterhemd und -hose, 1870-1880er, Kyoto Costume Institute; rechts: Korsett, 1880er, vorderseite mit Planchetteverschluss, Rückseite mit Patentschnürung aus Norah Waugh: Corsets and Crinolines

Die Tournüre die wir oben sehen gehört zu den formgebende Unterkleidungen und bezeichnet ein durch Stahlband verstärkten Unterbau.

Ebenfalls zur formgebenden Unterbekleidung gehörte das Korsett, das über die Jahrzehnte des 19. Jh. in verschiedenen Silhouetten geformt war. Die Kürasstaille oder Geigentaille entstand durch das erstmals über die Hüften reichende Korsett der engen Mode (1875-1882), dass in verkürzter Form beim Cul de Paris beibehalten wurde. 
Korsetts waren mit Planchetteverschluss und Patentschnürung gefertigt. Die Patentschnürung zeichnet sich durch das Schnüren in der Mitte aus, was durch wenig Aufwand einen starken Zug auf die Taille erzeugen konnte. Sowohl der neue Verschluss als auch diese Art zu Schnüren führte zum einfachen An- und Ausziehen, was es auch dem die Mode bestimmende Bürgertum ohne Zofe somit möglich machte Korsett zu tragen.

Unter der formgebenden Unterkleidung wurde Unterwäsche getragen, nämlich Unterhemden, Unterhosen und -röcke (siehe oben). Das 19. Jh. wird auch als das Jahrhundert der Wäsche bezeichnet. Dies war die  Folge der textilen Revolution, Unterwäsche wurde nach und nach als neuer Luxusartikel begriffen und mit Stickerreien und Spitzen an Ärmeln, Ausschnitt und Saum versehen.

Schuhe und Strümpfe, 1870er -1890er, weinroter Seidenatlas, gestrickter Ajourstrumpf, Kyoto Costume Institute

Auch Strümpfe und Schuhe wurden zunehmend zum Luxusartikel. Obwohl man Strümpfe seltenst sehen konnte, wurden sie in die Garderobe mit einbezogen. Das war teuer und  zeigte dadurch die Exklusivität. Der Hut, die Schuhe und der Schirm sollten aus dem gleichen Material wie das Kleid sein und zu den Handschuhen, den Strümpfen und der Handtasche passen. 




John Singer Sargent: Dame mit der Rose, 1882, Öl auf Leinwand, 213,4x133,4cm,  Metropolitan Museum of Art

Charlotte schaut den Betrachter verschmitzt lächelnd an, die rechte Hand ist keck abgeknickt in die Hüfte gestemmt, was unterschwellige Leidenschaft und Sexualität vermittelt, obwohl alle gesellschaftlichen Konventionen eingehalten wurden. Da sie sich in einem Raum befindet, muss sie keine Handschuhe und keinen Hut tragen und ihr Dekolleté ist der häuslichen Umgebung angemessen. 

Sie verkörpert das Idealbild der Parisienne, also der eleganten Pariserin, mit einem hübschen Gesicht mit Stupsnase. Sie trägt schwarz, was einerseits bürgerliche Werte verkörpert aber anderseits in einer gewissen Haltung mystisch, erotisch kokett wirkt. Das Kleid spielt durch die semitransparente Bluse bewusst mit Verhüllen und Entblößen.
Die weiße Rose in ihre zierlich gespreizten Hand ist Symbol für Reinheit und Verschwiegenheit und gibt ihr einen nüchternen und respektablen Eindruck

So wirkt sie fast wie eine Bürokauffrau oder eine Nonne, im Vergleich zu Madame X.

Madame X, 1883-84,  Öl auf Leinwand, 208,6 x 109,9 cm, Metropolitan Museum of Art, Arthur Hoppock Hearn Sammlung

Als „Madame X“ 1884 im Salon gezeigt wurde, wurde es als anzüglich bezeichnet und  zum Skandal der französischen Gesellschaft der damaligen Zeit.

1881 traf Sargent Madame Gautreau in der Pariser Gesellschaft, sie kleidete sich auffällig fortschrittlich und wie wir auf diesem Bild sehen nicht unbedingt konventionell für ihre Epoche. 

Sie trägt ein schwarzen Satinkleid mit juwelenbesetzten Trägern, gleichzeitig ver- und enthüllend. Das Kleid besteht aus zwei Teilen, einer Übertaille als Oberteil und einem einem Rock, der sich sehr eng um ihre Hüften spannt. Das Dekolleté ist ungewöhnlich tief und hat eine herzförmige Form. Das Oberteil hat eine lange Schneppe in  der vorderen Mitte was es als Einzelteil kennzeichnet. Die Taille ist durch die Schnürung sehr stark betont und verstärkt die üppigen Hüften. Der Rock erscheint schlicht und ist bodenlang. An der linken Hand trägt sie deutlich sichtbar ihren Ehering und einen schwarzen Fächer.

Aber warum wurde dieses Bild eigentlich zum Skandal?

Replikat des Photos von Madame X ohne Träger,  Metropolitan Museum of Art, J. Watson-Bibliothek

In der ursprünglichen Fassung zeigte Sargent Madame Gautreau mit heruntergerutschten juwelenbesetzten Träger. Sie wirkt einerseits provokativ in ihrer aufreizenden Kleidung und andererseits wendet sie sich stolz vom Mann bzw. Betrachter ab. Dies implizierte das die Dame auch für andere Männer verfügbar sein könnte, aber es gar nicht nötig hat. Ihre Brust wird vom Korsett nicht unterstützend betont, d.h. der Stoff scheint keinerlei Kontakt zum Ausschnitt zu haben, was bei herunter gerutschten Träger, den Eindruck des eventuellen Verrutschens der Übertaille verstärkt haben dürfte. 
Wenn man davon ausgeht das die Pariser Gesellschaft die Übertaille auch als Teil der Unterkleidung gesehen haben könnte ist es natürlich verständlich, dass sie empört reagierten.

Im Haar, das zu einem für die Zeit altmodischen Apolloknoten frisiert ist, trägt sie ein diamantenen Halbmond, das Symbol für die Göttin Diana. Diana war in der römischen Mythologie die Göttin des Mondes und der Fruchtbarkeit. Sie war Helferin bei der Geburt und hatte jedoch auch Züge einer Todesgöttin.
Diana hatte den Männern abgeschworen und schwor stattdessen Keuschheit. Dieser Verweis könnte die Provokation gegenüber der Männerwelt verstärkt haben, einerseits erotische Zurschaustellung und anderseits Keuschheitsgelübde. 
Der starke schwarz/weiß Kontrast im Bild betont das Extrem der sehr weißen Haut, von ihrer hohen Stirn bis zu ihrem anmutigen Nacken, Schultern und Armen. Zugleich schafft das Schwarz ihres Kleides Tiefe und verleiht ihr etwas Geheimnisvolles und Ernstes. Die Portraitierte im Profil zu zeigen ist gleichzeitig eine gewagte zur Schaustellung und ein sich Zurückziehen, da man die Augen der Person nicht sehen kann. Das Profil zeigt die intellektuellere Seite des Menschen, weil man die gut geformte Stirn sieht. Dargestellt ist also der Intellekt einer Frau mit einem verführerischen Körper zusammen. Durch das Rot ihres  Mundes wirkt sie noch sinnlicher. Dieser dunkle Farbton zeigt, dass sie sich geschminkt haben muss, was für eine Dame der Gesellschaft im zu sichtbaren Maße nicht schicklich war.

Halbmond-Tiara im Haar und die Sirenen, die Zauberinnen der griechischen Mythologie, die die Tischbeine umschlingen, sind arrangiert um die Szenerie als nicht alltägliche Erfahrung zu kennzeichnen, trotzdem wurde sie durch ihren Bekanntheitsgrad als Dame der Gesellschaft wahrgenommen. Sie zeigt sich als Ikone, die man verehren kann, aber sie ist sich ihrer selbst so sicher, dass sie den Betrachter ignoriert und dadurch unnahbar wird. 
Diese sexuelle Zweideutigkeit, einerseits ein Objekt sexueller Begierde und andererseits ihr Selbstbewusstsein in ihrer Pose, dürfte vor allem beim männlichen Publikum zu Empörung geführt haben. 

links: Steven Meisel: Madame K, Nicole Kidman posiert für die VOGUE in der Tradition von Sargents Madam X, 1999
rechts: Peter Lindberg: Portrait einer Dame, Julianne Moore  für Hapers Bazaar, Mai 2008

Trotz oder vielleicht auch wegen des Skandals, wurde das Gemälde oft als  Folie für Fotografien, Karikaturen und dramaturgische Statements genutzt.
Madame X als ästhetische Folie für  Modefotografien sehen wir oben in zwei Beispielen.

Screenshots: Der Krieg des Charlie Wilson, Regie: Mike Nichols, 2007, USA

In dem Film "Der Krieg des Charlie Wilson" spielt Julia Roberts Joanna Herring, eine texanische Dame der Gesellschaft und reiche Finanzier  politischer Kampanien.
Das Bild das wird im Film sehen ist ein Replikat der Madame X mit herunter gerutschten Träger, identisch zum Original bis auf den Kopf Julia Roberts der auf Madame X aufgesetzt wurde. Der Verweis auf die sexuelle Wirkung von Madame X auf die damalige Gesellschaft ist dramaturgischer Kniff um die sexuelle Verfügbarkeit und den Sexuellen Zwiespalt des Charakters im Film zu betonen. 
Dies wird vor allem durch den verrutschten Träger und dem auf einer Seite Schulterfreien Kleid, das Julia Roberts trägt, deutlich.

Jay McPhillips: “Madame X, Paris”, ohne Datum, Öl auf Leinwand,  Paris Hilton als Madame X, Pennsylvania

Paris Hilton eine Parisienne? Ob sie wohl ein Pendant zur Parisienne von damals sein könnte?

Paris Hilton als Madame X dargestellt schaut Betrachter direkt an. Madame Gautreau hatte zwar die klassischen Gesichtszüge des damaligen Ideals der Parisienne und kleidete sich äußerst modisch. Doch war sie in vielem ihrer Zeit voraus, sie schminkte sich und ihre Kleidung war etwas zu gewagt.

Auch Paris Hilton ist eine Dame der Gesellschaft, einer Gesellschaft, die von der Klatschpresse lebt, in der sie auch Regelmäßig erscheint, und hat dadurch einen vergleichbaren Bekanntheitsgrad wie Madame Gautreau. 
Der direkte Blick auf den Betrachter ist herausfordernd macht sie aber nicht zu einer unerreichbaren schönen und diese Darstellung wird deshalb nicht dem Orginal gerecht und wirkt lächerlich.
Allerdings kann man, da die Sexuellen Ansichten der damaligen Zeit sich geändert habe, durchaus behaupten, dass sie eine Parisienne sein könnte. Sie kleidet sich nach der neusten Mode, entspricht dem Männerbild einer sexuell attraktiven Frau und bewegt sich in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen. Ihre selbstentwürdigende Art und ihre zur Schau getragene Naivität, die absolut nicht Madame Gautreau entspricht, entspricht allerdings heutigen weiblichen Sexappeal.

Isabella Steward Gardner, 1888, Öl auf Leinwand, 190 x 81,2 cm, Isabella Seward Gardner Museum, Boston

Isabelle Steward Gardner, heute hauptsächlich als einflussreiche amerikanische Kunstsammlerin bekannt, gab Sargent den Auftrag im Genre wie Madame  X gemalt werden zu wollen. 

Isabella blickt uns mit klaren blauen Augen gerade heraus an. Ihr Gesicht ist ungeschminkt und sie hat eine schlichte Frisur in braun. Das ungewöhnliche schwarze Abendkleid hat kurze Ärmel und ein recht tiefen Ausschnitt, allerdings nicht so tief wie bei Madame X. 
Der obere Teil des Kleides scheint wie ein Fichu oder ein Wickelkleid am Dekolleté übereinander gelegt zu sein. Das Kleid ist einer Schärpe dekoriert, die um ihre Hüften gebunden ist. Die Silhouette wird dadurch verdeutlicht und noch weiter verstärkt durch eine doppelte Perlenkette mit Rubinanhängern, die die Taille umschlingen. 
Passend dazu trägt sie eine Halskette mit einem Rubin und mit Edelsteinen versehenen Hausschuhen, die unter ihrem Rock hervor schauen. Dieser unkonventionelle Schmuck verstärken die Exotik des Hintergrunds, eine italienische Brokattapete aus dem 16ten Jahrhundert. Sargent vergrößerte die Stickmuster des Stoffes passend zu seinen dekorativen Zwecken. Er platzierte den Kopf in die  Mitte eines Granatapfelmotivs und benutzte die Kreise um die Konturen des Kopfes, der weißen verschränkten Hände und der Perlenketten zu wiederholen. Der Granatapfel symbolisiert im kirchlichen Sinne ewiges Leben und die Fruchtbarkeit des Geistes. Wie bei Madame X wurde das Bild zwiespältig aufgefasst. Denn es war auch Persephone im Hades dem Herrn der Unterwelt verfallen, seit sie von seinem Granatapfel aß. Der Granatapel ist also ein Motiv der Verführung zur Liebe und zum Tod.

John Singer Sargent kreierte, ähnlich wie z. B. James Mc Neil Whistler, ein Zeitgenosse Sargents,  ein ästhetisches Umfeld für seine Modelle. Er arbeitet den Kern ihrer Persönlichkeit heraus und zeigt uns schöne, selbstbewusst Frauen. Er arbeitet konzentriert mit Schwarz/Weiß Kontrasten und schafft dadurch eine Spannung die die Portraitierten sehr ikonenhaft erscheinen lässt.
In jedem der Bilder schafft er es eine gewisse sexuelle Spannung zu erzeugen, bei Louise eine unschuldige, naive Sexualität, die durch ihre Reinheit den Reiz ausmacht. Bei Madame Gautreau eine fast göttliche Sexualität, die man heute wohl als dominant bezeichnen würde. Was damals wohl auch schon so gewirkt hat und deshalb als anstössig empfunden wurde. Und bei Isabelle eine abgeklärte fast schon aufgelegte Sexualität, die nur durch entsprechende Symbolik zum tragen kommt, dem Granatapfel und den Hausschuhen, welche nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sein sollten. 
Trozt der sexuellen Komponente zeigt uns Sargent bei Madame X und bei Isabella Steward Gardner sehr emanzipierte Frauen.  Madame Gautreau als Modeikone ihrer Zeit und Isabella die erfolgreiche Kunstsammlerin. Beide haben die Zeit überdauert: einerseits als Vorbild für Mode, Kunst, Theater und Film und anderseit mit einem Museum, welches immer noch den guten Geschmack von Isabella wiederspiegelt. 
Die Pariessienne in schwarz/weiß ist doch Vielschichtiger als gedacht. 


Dame mit der Rose, 1882                                                                     Madame X, 1883-84                                                                          Isabella Steward Gardner, 1888



Literaturverzeichnis


  1. Davis, Deborah: Strapless, John Singer Sargent and the Fall of Madame X, Jeremy P. Tacher/Penguin, 2003
  2. Kilmurray, Elaine and Ormond, Richard, Sargent, John Singer (exhibition catalog at the Tate Gallery, London, 15 October 1998 – January 1999; National Gallery of Art, Washington, 21 February – 31 March 1999; Museum of Fine Arts, Boston, 23 June – 26 September 1999), Tate Gallery Publishing, 1998
  3. Swinglehurst, Edmund: John Singer Sargent, Regency House Publishing Limited, 2001
  4. http://jssgallery.org/
  5. (An Aesthetic Realism Discussion  SARGENT'S "MADAME X"; OR, ASSERTION AND RETREAT IN WOMAN by Lynette Abel )