Montag, 19. März 2012

Regiediplom Musiktheater: Polynymph

Dem Regisseur dieses Projektes, Jörg Lillich, war es wichtig in seinem musikalischen Emblem dem Zuschauer von heute, dem weder mythologische Allegorien noch musikalisch-
rhetorische Figuren besonders geläufig sind, die barocke Vielschichtigkeit wieder erfahrbar zu machen. Um diese Vielschichtigkeit darzustellen arbeiteten wir nicht nur mit Sängern, sondern auch mit Tänzern und Videoprojektionen.
Uns war wichtig ein zeitgenössisches aber auch überzeitliches Kostümbild zu finden, das die Darsteller im Bühnenraum als Kunstfiguren oder Traumfiguren darstellt und auf der Videoprojektion realistisch in realem Kontext.

Entwurf








Fotos der Vorstellung

Darsteller: Lea Schilling. Regie: Jörg Lillich. Maske: Patrick Mai. Foto: Harald Leimenstoll 

Darsteller: Daniel Dropulja, Lea Schilling, Andreas Munzel. Regie: Jörg Lillich. Maske: Patrick Mai. Foto: Harald Leimenstoll
Darsteller: Lea Schilling, Daniel Dropulja. Regie: Jörg Lillich. Maske: Patrick Mai. Foto: Harald Leimenstoll
Darsteller: Daniel Dropulja. Regie: Jörg Lillich. Maske: Patrick Mai. Foto: Harald Leimenstoll
Darsteller: Nicole Hoff, Daniel Dropulja, Lea Schilling, Andreas Munzel. Regie: Jörg Lillich. Maske: Patrick Mai. Foto: Harald Leimenstoll



Installation: Nester

Idee

Auf die Idee mich mit dem Nest einer psychisch Kranken Person mit paraphilen bzw. nekrophilen Neigungen zu beschäftigen kam ich durch den Roman „Der Vogelmann“ von Mo Hayder, sie beschreibt in ihrem Roman einen vermeintlichen nekrophilen Täter, der seinen Opfern Vögel in die Brust näht.
In der Schüssel drängten sich fünf winzige tote Körper zusammen, als versuchten sie, sich warm zu halten.“ - S.29
Unser Täter hat bei den Opfern kleine Geschenke hinterlasse.“
In den Opfern“,... „Im Brustkorb, neben das Herz genäht.“ - S.33
Einen Vogel. Einen kleinen Vogel. Einen Käfigvogel, vermutlich ein Fink.“ - S.34
Er besagt, dass das Gewebe im Luftsack der Vögel menschliches Gewebe war.“
Sie haben es eingeatmet?“... „..., die Vögel waren noch lebendig? Sie sind dort drin gestorben?“ - S. 119/200
Der blutige Verlauf der Karriere des Vogelmanns nahm in seinem Kopf allmählich Gestalt an. Ein Mann, groß? klein?, geduckt wie ein Inkubus, eine Aaskrähe, dessen Augen vor Erregung trieften, dessen Hände über eine Leiche strichen. Die Toten und die Untoten. Eine unheilige Allianz. Und das unterschwellige Pochen der unbeantworteten Fragen hielt an; ein lebendiger Vogel, der in eine Körperhöhlung genäht wurde, lange nachdem der Tot eingetreten war. Warum?“ - S.126
Später stellt sich heraus, dass derjenige, der die Vögel in den Brustkorb näht ein Mittäter ist, der die Leichen zum Entsorgen vom nekrophilen Täter bekommt, um sie wieder scheinbar zum Leben zu erwecken näht er ihnen die Vögel in den Brustkorb. Der Vogel kämpft um sein Leben und zappelt wie ein vor Furcht schnell schlagendes Herz.
Mit dem Handlungsstrang des Nekrophilen möchte ich mich näher befassen, er dient quasi als Persönlichkeitsprofil für mein NEKRONEST.

Das Konzept

Ich möchte mich also im Zuge meines Nestes genau mit dem Moment im Leben eines psychisch gestörten Menschen beschäftigen, indem erkennt, dass er krank ist und versucht sich zurück zu halten, bis er sein Schlüsselerlebnis hat und nicht mehr zurück kann.
Auch möchte ich den Täter nicht unbedingt als grausam berechnenden Täter darstellen sondern eher als Opfer seiner Kindheitstraumata.
Ich stelle mir ein überdimensionales schwarzes Vogelhaus vor, in das der Betrachter den Kopf durch ein Loch stecken muss, das gerade groß genug ist, um rein zu kommen, aber vielleicht sogar schwer wieder raus zu kommen. Ich möchte so den Betrachter zwingen in die Welt des Täteropfers einzutauchen und verschiedene Eindrücke wahrzunehmen.
Hören:
Klangkollage aus den Musikstücken von Das Ich, die die Morgue-Gedichte von Gottfried Benn vertonen.
Riechen:
Verwesungsgeruch und Formaldehyd
Sehen:
Eine Art Altar, den sich das Täteropfer gebaut hat mit Bildern unbelebt wirkender Frauen, Leichen, Sektionstischen, aber auch Bücher von Gottfried Benn etc.
Im Mittelpunkt ein Foto von einer wie eine Göttin wirkenden Leiche. Siehe Figurine.
Es sollte auch Spiegel eingebaut sein, durch die der Betrachter sich fragen muss inwieweit bin ich Opfer oder Täter.
Fühlen:
Hitze und dadurch absolute Beklommenheit, in einem kleinen Raum eingesperrt zu sein und eine Flut an Bildern auf sich einströme zu sehen, dies könnte durch verschiedene Projektionen oder Videofrequenzen noch verstärkt werden.

Entwurf


Fotoinszenierung 

Foto: Harald Leimenstoll. Maske: Astrid Noventa

Foto: Harald Leimenstoll. Maske: Astrid Noventa

Foto: Harald Leimenstoll. Maske: Astrid Noventa

Foto: Harald Leimenstoll. Maske: Astrid Noventa

Foto: Harald Leimenstoll. Maske: Astrid Noventa

Installation

Brutkasten 

























Außenansicht

Innenansicht










Schnittkurs: Tütü

Ziel dieses praktischen Kurses war es ein Tütü handwerklich
korrekt zu erstellen. Die Gestaltung desselben war nicht
Stückbezogen und daher frei wählbar. Ich entschied mich
ein Tütü für ein modernes Ballett zu machen.




Kostümentwurf: Sommernachtstraum

Der Ort: Japan

William Shakespeare wählte in seinen Stücken scheinbar wahllos die Schauplätze, wo sie spielten. Er wählte für Sommernachtstraum Athen, wenn man dieses Stück jetzt allerdings modern betrachtet könnte man genauso gut New York, Berlin oder eben Tokyo wählen, wichtig ist dass die Machtstruktur innerhalb des Stückes aufrecht  zu erhalten.

Yakuza (Athen)

Die Yakuza ist die japanische Mafia, deren Mitgliederzahl auf  100000 geschätzt wird. Sie haben das Monopol auf Drogen- und Mädchenhandel, Prostitution, Glücksspiel und Waffenhandel, sie kontrollieren die Unterhaltungsindustrie und damit  Filmproduktionen ebenso wie den Profi-Sport mit dem dazugehörigen Wettgeschäft. Der Ursprung des modernen organisierten Verbrechens ist nicht nobel. Die Syndikate sind Nachfolger der jahrhundertealten Vereinigungen von reisenden Straßenhändlern und Glücksspielern. Geblieben sind Traditionen der Vorgänger von den Tätowierungen und dem Fingerabschneiden bis zur extrem reaktionären Ideologie. 


Egeus Ende

Egeus verkörpert hier den chicen Yakuza in teurem Anzug, darunter kommen erst die großflächigen traditionellen Tattoos zum vorschein wir in den nächsten Bildern bei Theseus zu sehen.
Ich habe eine solche Ganzkörpertattoowierung auf einem hautfarbenem Body nachempfunden wie auf den folgenden Fotos zu sehen.
Theseus 1. Akt
Foto: Oliver Tank
Foto: Oliver Tank
Foto: Oliver Tank
Foto: Thomas Müller
Doch nach außen wird natürlich der schöne Schein bewahrt und so sehen ihre Kinder aus wie typische japanische Schuljungen und -mädchen aus. In Schuluniform, die allerdings von typgerecht interpretiert sind und das Klischee des "Schulmädchens" erfüllen.
Helena 1. Akt

Lysander 1. Akt

Lysander Ende
Doch während sie des Stückes machen sie eine gewisse Wandlung durch, da sie durch den Elfenwald mussten der einen bleibenden Eindruck auf sie hinterlassen hat.

Harajuku (Elfenwald)

Ist der gängige Name für das Stadtviertel, das vor allem bei jungen Japanern beliebt ist aber nicht auf den Karten unter diesem Namen verzeichnet ist. Mit seinen Läden und Boutiquen gilt es als eines der wichtigsten Modezentren Japans. Sonntags nachmittags ist Harajuku der größte reguläre Treffpunkt in Japan für aufwändige und fantasievoll verkleidete, jugendliche "Kostümspieler" die in diverse Rollen schlüpfen wie z. B. Gothic Lolitas.
Meine Elfen tragen zusätzlich zu ihren verrückten Kleidungsstücken ein übergroßes Baumwollhemd mit um ihnen etwas elfenhaftes zu verleihen und sie in der Historie zu verorten.

Erbsenblüte

Motte
Oberon
Puck
Senfsamen

Spinnweb

Titania

Geisha (Hippolyta)

Eine Geisha ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet. Die Geishas sind in ihrer Zeitlosigkeit gefangen und verändern sich nicht, im Gegensatz zu ihrer Umwelt, die sich in schwindelerregendem Tempo westlicher Gesellschaft anpasst. Sie sind Amazonen, Kämpferinnen einer Frauengesellschaft, in einem Land das erstickt in Hochhäusern, Neonreklamen und Verkehr. Sie sind die letzten die in einer gefühllosen Arbeitswelt die Liebe nahen bringen: „In der fließenden Welt, in der alles sich ändert, bleibt die Liebe sich gleich in ihrem Versprechen, sich niemals zu ändern“ Geisha-Lied.
Hippolyta ist gekleidet in einem Kimono mit Libellenmuster, da Libellen nur vorwärts fliegen, sie drehen nie um. Trügerisch schön, ist die Libelle aber fleischfressend und wird im japanischen auch als "siegreiches Insekt" bezeichnet, wegen seiner Lebendigkeit. Auf Kriegsbekleidung ist sie ein Zeichen des mutigen Sieger. Frauenkimonos werden elegant mit Libellen dekoriert, wenn man ihre Unterstützung für den nationalen Wohlstand und die starke Armee andeuten will. Die Libelle ist außerdem das Synonym für Japan. Das Muster beinhaltet aber auch rote Fäden im Hintergrund in denen sich die Libelle leicht verfangen kann, wie sich Hippolyta in ihrer Ehe verfängt, wo sie wie die Libelle ein repräsentatives Element darstellt. 
Das weiß geschminkte Gesicht stilisiert die Erscheinung der Geisha, löscht alle individuelle Ausstrahlung aus, die ungeschminkten Stellen erscheinen bei ihr gelb, da sie verzweifelt mit Selbstmörderischen Absicht über ihre unglückliche Ehe, die traditionelle Bleischminke verwendet, was rasch altern lässt und die Haut gelb verfärbt und sogar zum Tod führt. Ausgespart wird ein schmaler Streifen am Haaransatz vorne und im Nacken ein aufreizendes symmetrisches "W" aus unbemalter Haut. Die Zähne in diesem kreideweißen Gesicht mit dem blutroten Lippen sind pechschwarz gefärbt. Es hat etwas Makabres, als schaute man in ein schwarzes Loch. 
Bei ihrer Hochzeit trägt sie den traditioneller Japanischer Hochzeitskimono. Der Kimono ist aus zartrosa Brokat mit Pfauen an den Ärmeln. Der Pfau ist nicht nur schön sondern auch so kräftig, dass er sogar Giftschlangen schlagen kann. Auch dieses Symbol mochten Krieger in Form von Federmuster auf ihren Übermänteln und Kampfjacken.
Der Kimono ist mit Blutflecken in Schrittgegend besudelt. Hippolyta ist schon vor der Hochzeit schwanger geworden. Da sie keine Möglichkeit zur Verhütung hat. Die japanische Regierung lizensierte 1999 Viagra, noch vor der Freigabe der Pille. Ein Medikament auf den Markt zu bringen, das den Männern Kontrolle über ihr Sexualleben verschaffte, war offen bar kein Problem, bei einem Präparat, das Frauen dasselbe erlaubte, schien die Sache anders zu liegen. Die Entscheidung für eine Abtreibung ist daher für manche nicht schwerer als die für eine Warzenoperation. Sie machen sich vergleichsweise wenig Gedanken um die Moralischen Aspekte. Der moralische Begriff der „Schuld“ rückte erst mit der Übersetzung der Bibel in den japanischen Wortschatz. Aus Wut auf die gewaltsame Übernahme von Theseus treibt sie ihr männliches Kind ab, wie es auch traditionell Hippolyta die Amazonenkönigin getan hätte. Sie rächt sich damit vor allem an Theseus, da er als Yakuza in einer absoluten Männergesellschaft lebt, die die Männlichen Kinder bevorzugt.
Sie trägt keine weiße Schminke mehr, die gelbe Haut kommt dadurch zum Vorschein.
Roter verschmierter Lippenstift zeugt auch von feindlicher Übernahme, da Küssen eine beängstigend private und erotische Handlung war. In Holzschnitten mit Geishas ist fast nie ein Kuss zu sehen. Es ist nicht besonders attraktiv, seinen Mund auf ein Gesicht zu drücken, das mit bleihaltiger Schminke bedeckt war. Geishas sehen sich nur ungern mit verwischtem Make-up. Küssen gehörte nicht zu den normalen zwischenmenschlichen Aktivitäten.
1878 Edward Bulwer Lyttons „Ernest Maltravers“ galt als definitiv Pornographisch, wegen dem Satz „Ich schliefe gut, könnt einen Kuss von diesen korallenen Lippen ich ergattern.“
1930 öffentlicher Skandal, als Auguste Rodins „Der Kuss“ in Tokyo ausgestellt werden sollte, es wurde verboten und dann erst nach zweiten Weltkrieg ausgestellt.

Hippolyta 1. Akt

Hippolyta 1. Akt hinten
Hippolyta Hochzeit


Sonntag, 18. März 2012

Kostümentwurf: Venus


Die Idee

Ausgehend von meinem Standpunkt, „Die Venus ist nur eine von Männern erschaffenes Bild einer für sie perfekten Frau“, verglich ich im folgenden Semester den Roman „Nana“ von Emile Zola und „Tannhäuser“ von Wagner und untersuchte inwieweit sie meine Aussage belegen, um dann den Bogen zu meiner modernen Venus zu schlagen, die dieses Semester entstehen sollte.

Diese Semesterarbeit sollte auf meiner oben genannten Aussage basieren, die ich durch den Aufsatz von Hartmut Böhme in verschiedenen Bereichen bestätigt fand.

  1. Der Mensch bzw. (vor allem Mann z. B. Hiob, Moses, Platon, Hesiod), erschafft die Götter omnipotent und erhaben, im eigentlichen Wunsch sein Leben selbst zu bestimmen. Also auch die Venus, schön und anmutig, im Wunsch sie zu besitzen. (S.4, 2. Absatz)
  2. Laut Don Juan, sind alle Frauen, die keine Heilige zu geben vermögen, eine Hure. Also auch Venus die keine Heilige zu sein vermag (siehe Tannhäuser). (S.24 unten)
  3. Bei Sacher Masoch, scheint die Frau eine Starke herrschende Persönlichkeit zu sein, jedoch hat auch hier der Sklave Macht über die Herrin, indem er ihr nur untergeben ist wenn sie gewisse gewünschte Masken trägt. Weitergehen heißt dies das Venus nur Macht hat wenn sie sich in die vom Betrachter (Mann) bevorzugte Maske zwängt.

Meine Venus sollte im Endeffekt eine scheinbar starke Domina-Figur sein, die jedoch wie oben erwähnt dem Sklaven untergeben ist indem sie sich immer bestimmten Verhaltensmustern anpassen muss und immer im Zwiespalt steht zwischen ihrer von der Natur vorgegeben Neigung masochistisch untergeben zu sein und den phallischen Charakter zu verkörpern.

Hier schwebte mir ein überaus eingepresster und eingeschnürter Leib vor, ähnlich wie auf diesem Bild zu sehen...













Mein Kostüm sollte die Frau durch vier Schnürungen Vorne, Hinten und an den Seiten einpressen. Das Kleid sollte dann in einer Performance in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Der männliche Part, der eigentlich devote, sollte die Frau schnüren, also in ihre Rolle Pressen und sie sollte ihn dann dominieren, so wie es ihm gefällt. Leider scheiterte dieses Projekt an den geeigneten Modellen. Ich konnte keine entsprechend beleibte Frau finden die mutig genug war sich so zur Schau zu stellen.
Schade eigentlich, denn ich wollte zeigen, dass das Individuelle über der glattgebügelten Schönheit steht. Und sich jede Frau in ihrem Körper wohl fühlen darf ohne sich von Schönheitsidealen und genormten Einheitsgrößen versklaven lassen zu müssen.

Inspiration





Entwurf