Montag, 19. März 2012

Kostümentwurf: Sommernachtstraum

Der Ort: Japan

William Shakespeare wählte in seinen Stücken scheinbar wahllos die Schauplätze, wo sie spielten. Er wählte für Sommernachtstraum Athen, wenn man dieses Stück jetzt allerdings modern betrachtet könnte man genauso gut New York, Berlin oder eben Tokyo wählen, wichtig ist dass die Machtstruktur innerhalb des Stückes aufrecht  zu erhalten.

Yakuza (Athen)

Die Yakuza ist die japanische Mafia, deren Mitgliederzahl auf  100000 geschätzt wird. Sie haben das Monopol auf Drogen- und Mädchenhandel, Prostitution, Glücksspiel und Waffenhandel, sie kontrollieren die Unterhaltungsindustrie und damit  Filmproduktionen ebenso wie den Profi-Sport mit dem dazugehörigen Wettgeschäft. Der Ursprung des modernen organisierten Verbrechens ist nicht nobel. Die Syndikate sind Nachfolger der jahrhundertealten Vereinigungen von reisenden Straßenhändlern und Glücksspielern. Geblieben sind Traditionen der Vorgänger von den Tätowierungen und dem Fingerabschneiden bis zur extrem reaktionären Ideologie. 


Egeus Ende

Egeus verkörpert hier den chicen Yakuza in teurem Anzug, darunter kommen erst die großflächigen traditionellen Tattoos zum vorschein wir in den nächsten Bildern bei Theseus zu sehen.
Ich habe eine solche Ganzkörpertattoowierung auf einem hautfarbenem Body nachempfunden wie auf den folgenden Fotos zu sehen.
Theseus 1. Akt
Foto: Oliver Tank
Foto: Oliver Tank
Foto: Oliver Tank
Foto: Thomas Müller
Doch nach außen wird natürlich der schöne Schein bewahrt und so sehen ihre Kinder aus wie typische japanische Schuljungen und -mädchen aus. In Schuluniform, die allerdings von typgerecht interpretiert sind und das Klischee des "Schulmädchens" erfüllen.
Helena 1. Akt

Lysander 1. Akt

Lysander Ende
Doch während sie des Stückes machen sie eine gewisse Wandlung durch, da sie durch den Elfenwald mussten der einen bleibenden Eindruck auf sie hinterlassen hat.

Harajuku (Elfenwald)

Ist der gängige Name für das Stadtviertel, das vor allem bei jungen Japanern beliebt ist aber nicht auf den Karten unter diesem Namen verzeichnet ist. Mit seinen Läden und Boutiquen gilt es als eines der wichtigsten Modezentren Japans. Sonntags nachmittags ist Harajuku der größte reguläre Treffpunkt in Japan für aufwändige und fantasievoll verkleidete, jugendliche "Kostümspieler" die in diverse Rollen schlüpfen wie z. B. Gothic Lolitas.
Meine Elfen tragen zusätzlich zu ihren verrückten Kleidungsstücken ein übergroßes Baumwollhemd mit um ihnen etwas elfenhaftes zu verleihen und sie in der Historie zu verorten.

Erbsenblüte

Motte
Oberon
Puck
Senfsamen

Spinnweb

Titania

Geisha (Hippolyta)

Eine Geisha ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet. Die Geishas sind in ihrer Zeitlosigkeit gefangen und verändern sich nicht, im Gegensatz zu ihrer Umwelt, die sich in schwindelerregendem Tempo westlicher Gesellschaft anpasst. Sie sind Amazonen, Kämpferinnen einer Frauengesellschaft, in einem Land das erstickt in Hochhäusern, Neonreklamen und Verkehr. Sie sind die letzten die in einer gefühllosen Arbeitswelt die Liebe nahen bringen: „In der fließenden Welt, in der alles sich ändert, bleibt die Liebe sich gleich in ihrem Versprechen, sich niemals zu ändern“ Geisha-Lied.
Hippolyta ist gekleidet in einem Kimono mit Libellenmuster, da Libellen nur vorwärts fliegen, sie drehen nie um. Trügerisch schön, ist die Libelle aber fleischfressend und wird im japanischen auch als "siegreiches Insekt" bezeichnet, wegen seiner Lebendigkeit. Auf Kriegsbekleidung ist sie ein Zeichen des mutigen Sieger. Frauenkimonos werden elegant mit Libellen dekoriert, wenn man ihre Unterstützung für den nationalen Wohlstand und die starke Armee andeuten will. Die Libelle ist außerdem das Synonym für Japan. Das Muster beinhaltet aber auch rote Fäden im Hintergrund in denen sich die Libelle leicht verfangen kann, wie sich Hippolyta in ihrer Ehe verfängt, wo sie wie die Libelle ein repräsentatives Element darstellt. 
Das weiß geschminkte Gesicht stilisiert die Erscheinung der Geisha, löscht alle individuelle Ausstrahlung aus, die ungeschminkten Stellen erscheinen bei ihr gelb, da sie verzweifelt mit Selbstmörderischen Absicht über ihre unglückliche Ehe, die traditionelle Bleischminke verwendet, was rasch altern lässt und die Haut gelb verfärbt und sogar zum Tod führt. Ausgespart wird ein schmaler Streifen am Haaransatz vorne und im Nacken ein aufreizendes symmetrisches "W" aus unbemalter Haut. Die Zähne in diesem kreideweißen Gesicht mit dem blutroten Lippen sind pechschwarz gefärbt. Es hat etwas Makabres, als schaute man in ein schwarzes Loch. 
Bei ihrer Hochzeit trägt sie den traditioneller Japanischer Hochzeitskimono. Der Kimono ist aus zartrosa Brokat mit Pfauen an den Ärmeln. Der Pfau ist nicht nur schön sondern auch so kräftig, dass er sogar Giftschlangen schlagen kann. Auch dieses Symbol mochten Krieger in Form von Federmuster auf ihren Übermänteln und Kampfjacken.
Der Kimono ist mit Blutflecken in Schrittgegend besudelt. Hippolyta ist schon vor der Hochzeit schwanger geworden. Da sie keine Möglichkeit zur Verhütung hat. Die japanische Regierung lizensierte 1999 Viagra, noch vor der Freigabe der Pille. Ein Medikament auf den Markt zu bringen, das den Männern Kontrolle über ihr Sexualleben verschaffte, war offen bar kein Problem, bei einem Präparat, das Frauen dasselbe erlaubte, schien die Sache anders zu liegen. Die Entscheidung für eine Abtreibung ist daher für manche nicht schwerer als die für eine Warzenoperation. Sie machen sich vergleichsweise wenig Gedanken um die Moralischen Aspekte. Der moralische Begriff der „Schuld“ rückte erst mit der Übersetzung der Bibel in den japanischen Wortschatz. Aus Wut auf die gewaltsame Übernahme von Theseus treibt sie ihr männliches Kind ab, wie es auch traditionell Hippolyta die Amazonenkönigin getan hätte. Sie rächt sich damit vor allem an Theseus, da er als Yakuza in einer absoluten Männergesellschaft lebt, die die Männlichen Kinder bevorzugt.
Sie trägt keine weiße Schminke mehr, die gelbe Haut kommt dadurch zum Vorschein.
Roter verschmierter Lippenstift zeugt auch von feindlicher Übernahme, da Küssen eine beängstigend private und erotische Handlung war. In Holzschnitten mit Geishas ist fast nie ein Kuss zu sehen. Es ist nicht besonders attraktiv, seinen Mund auf ein Gesicht zu drücken, das mit bleihaltiger Schminke bedeckt war. Geishas sehen sich nur ungern mit verwischtem Make-up. Küssen gehörte nicht zu den normalen zwischenmenschlichen Aktivitäten.
1878 Edward Bulwer Lyttons „Ernest Maltravers“ galt als definitiv Pornographisch, wegen dem Satz „Ich schliefe gut, könnt einen Kuss von diesen korallenen Lippen ich ergattern.“
1930 öffentlicher Skandal, als Auguste Rodins „Der Kuss“ in Tokyo ausgestellt werden sollte, es wurde verboten und dann erst nach zweiten Weltkrieg ausgestellt.

Hippolyta 1. Akt

Hippolyta 1. Akt hinten
Hippolyta Hochzeit